Beglänzt von seinem Lichte hält euch kein Dunkel mehr
Um Dunkelheit ging es auch im letzten Lied, der Weg vom Dunkel zum Licht, aus der Nacht in den Tag, ist ein Motiv, das sowohl für Ostern (Karsamstag=Osternacht) als auch Weihnachten sehr beliebt ist. Christus ist das Licht, das die Nacht erhellt.
Im Lied, die Nacht ist vorgedrungen (GL # 220, EG # 16), wird beschrieben, wie die Dunkelheit langsam weicht und der Morgenröte entgegen geht. Jochen Klepper, der Dichter, will mit dieser Metapher verdeutlichen, dass wir uns aus tiefer Verzweiflung kommend, dem Licht nähern, ein Ende ist absehbar, ein Hoffnungsstreifen in Form des Morgensterns wird am Horizont sichtbar.
Jochen Klepper schrieb dieses Lied 1937/1938. Gewiss befand er sich selbst in einem Zustand der Verzweiflung, es fiel ihm sicher schwer, auf das Schwinden der Nacht zu vertrauen. Im Lied heißt es: „Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt.“ Gott sieht nicht weg, wenn wir leiden, er solidarisiert sich mit uns und bleibt in der Nacht bei uns.
Ich kann mich erinnern, in meiner Jugend an einem Gesprächskreis in der evangelischen Gemeinde teilgenommen zu haben, in dem wir uns einen Winter dem Dichter Jochen Klepper widmeten. Sein Schicksal hat mich sehr berührt. Er studierte evangelische Theologie, wurde dann aber Schriftsteller und nicht Pfarrer. Er arbeitete auch beim Hörfunk, wurde aber 1935 entlassen, weil seine Frau Jüdin war. Mit großer Besorgnis sah er den Weg der evangelischen Kirche zwischen Anpassung und Bekennender Kirche. 1942, als der Druck wegen seiner sogenannten „Mischehe“ auf ihn immer größer wurde, nahm die Familie sich das Leben. Er hatte große Angst, dass seine Frau deportiert würde.
Seine Worte, „auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein, der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein“, ist für mich ein Bild für eine Situation, die sicherlich viele kennen. Sorgen rauben einem den Schlaf und dann erscheinen sie in der Nacht noch größer, als am Tag, nichts lenkt vom Gedankenkarussell ab, das ungehemmt kreisen kann. Angst um liebe Menschen, Angst vor Krankheit, Angst wegen der politischen Situation in der Welt, Angst vor Krieg, vieles lässt uns nicht schlafen. Aber hier kommt das Versprechen, „die Nacht ist schon im Schwinden, macht euch zum Stalle auf, ihr sollt das Heil dort finden“. Das Kind in der Krippe ist unser aufgehender Stern, der uns beleuchtet.
Schon oft habe ich diese Zeilen als Trost gelesen, wenn ich selbst vor lauter Dunkelheit das Licht der Menschwerdung Gottes nicht mehr sehen konnte.
Die Hoffnung auf Gott, der das Dunkel erhellt, kann uns Vertrauen geben. Ja es wird noch manche Nacht in unserem Leben geben und auch manches Leid, aber von Gott kommt Rettung her.
Im Vertrauen auf diesen Streifen am Horizont, auf Christus das Licht, wünsche ich Ihnen noch friedvolle Adventstage und ein besinnliches Weihnachtsfest
Marieluise Gallinat-Schneider, Gemeindereferentin St. Vinzenz Bruchsal und Vorstand der ACG