10. April 2020

Heute, am Karfreitag möchte ich Sie mit dem Lied, das ich ausgesucht habe, in das Geschehen der Passion entführen. Ich möchte Sie mit hineinnehmen in die Dunkelheit und die Ereignisse der letzten Stunden im Leben Jesu. Dieses Lied heißt "Hört das Lied der finstern Nacht" (Gotteslob, Nr. 288) und erzählt, was nach dem letzten Abendmahl geschah in sechs Strophen. Es geht um die Ereignisse, die in der Nacht geschahen oder die an Nacht erinnern, an Dunkelheit, weil sie so voll Trauer sind. Der Verrat des Judas, die Verhaftung, das Urteil, die Verleugnung durch Petrus und der Tod am Kreuz werden angesprochen. Musik und Text hat Erhard Anger (1928 –1999) verfasst.

Der Beginn des Liedes bezieht sich auf die Johannespassion. Judas verlässt den Abendmahlssaal und es ist Nacht. Von diesem Geschehen berichten Strophe 1 und 2. (Johannes 13,30)

1. Hört das Lied der finstern Nacht,
Nacht voll Sünde und voll Not,
hört, was drin geschah,
fern und doch so nah.

2. Judas geht, und es ist Nacht,
Nacht voll Sünde und Verrat.
Jesus lässt ihn gehn,
denn es muss geschehn.

Danach beschreibt das Lied die Ereignisse im Garten Gethsemane. Jesus fühlt sich einsam und verlassen, von seinen Freunden verraten. Die Soldaten und Gerichtsdiener kommen, um ihn zu holen. Er wird gefangengenommen.

3. Alle fliehen, es ist Nacht,
Nacht voll Sünde und voll Angst,
Jesus steht allein
in dem Fackelschein.

Jesus wird zu Hannas, dem Schwiegervater des Kajaphas gebracht, der ihn ausliefert.

4. Kaiphas richtet, es ist Nacht,
Nacht voll Sünde und voll Hass,
Jesus leidet still,
wie´s der Vater will.

Die Menschen haben das Urteil über ihn gefällt. Auch sein Freund Petrus lässt ihn im Stich und leugnet, ihn gekannt zu haben. (alle Ereignisse 18. Kapitel des Johannesevangeliums)

5. Petrus leugnet, es ist Nacht,
Nacht voll Sünde und voll Schuld,
Jesus blickt ihn an,
draußen kräht der Hahn.

Die letzte Strophe berichtet von Jesu Tod. Wieder wird es Nacht, das Matthäusevangelium berichtet von einer Finsternis im ganzen Land, als Jesus am Kreuz stirbt.

6. Jesus stirbt, da wird es Nacht,
doch er bricht die Finsternis,
reißt durch seinen Tod
uns aus Nacht und Not.

Ich lade Sie ein, dieses Lied zu meditieren, die Passion mithilfe der Strophen und einer Bibel schrittweise mitzuvollziehen. Am Ende des Liedes erahnen wir Helligkeit, der Tod ist nicht das Ende. Aus dieser Hoffnung leben wir.

So wünsche ich Ihnen am Karfreitag auch inmitten des Todes ein Stück Auferstehung.

Marieluise Gallinat-Schneider (Gemeindereferentin der Seelsorgeeinheit St. Vinzenz)