6. April 2020
Es war am 11.3. in der Lutherkirche. Vor fast 4 Wochen. Mit unseren Konfirmand*innen waren wir in der Kirche, da sie dort ihr Jesuswort, das sie sich ausgesucht hatten, vortragen sollten. Wir hörten also Worte Jesu gepaart mit eigenen Gedanken der Konfirmand*innen. Schöne und auch tiefe Gedanken kamen zu Wort.
Zum Abschluss bildeten wir einen Kreis um den Altar und feierten eine kleine Andacht. Ein Psalm, zwei Lieder, freie Gebete, das Vaterunser.
Eines der Lieder, die wir gesungen haben, war „Anker in der Zeit“. Wir sangen von der bedingungslosen Liebe, die alles trägt und nie vergeht. Von unerschütterlicher Hoffnung, von einem Licht, das uns den Weg weist, von Rettung in letzter Not, vom ewgen Reich des Friedens.
Selten passt ein Lied so gut zu dem Moment. Dem Moment, an dem wir uns für einige Zeit zum letzten Mal sehen würden. Nah beieinander stehen würden, uns an den Händen halten und gemeinsam das Vaterunser sprechen. Dem Moment, nachdem so vieles sich verändert hat und nicht mehr so ist wie gewohnt.
In Nachhinein wird mir diese letzte Begegnung mit den Konfirmand*innen zu einem unendlich starken Bild der Hoffnung und der Kraft. Schwach schimmerte damals in den freien Gebeten schon etwas durch von der Sorge um den Virus. Doch es schien noch weit entfernt. Die Gedanken kreisten noch näher zur anstehenden Konfirmation. Die nun erst einmal in Ferne gerückt ist.
Wie stark ist mir das Bild des Kreises um den Altar in Erinnerung! Das Zentrum der Geschichte in unserer Mitte, der Ursprung allen Lebens, unser Ziel in Ewigkeit. Gemeinsam fühlten wir uns getragen von den Worten Jesu, dem Kreuz in unserer Mitte und der Gemeinschaft miteinander.
Noch jetzt gehen meine Gedanken oft zurück zu diesem kostbaren Moment. Jetzt in einer Zeit, wo wir uns auf den Weg machen zu Jesus. Uns bewusst werden, was uns von ihm trennt, der Verlassenheit und Einsamkeit nachspüren. Unser eigenes Unvermögen offenlegen, unsere Grenzen versuchen anzunehmen. Eine Karwoche, die wir nur in Gedanken gemeinsam begehen können. Uns in Gedanken miteinander verbunden fühlen dürfen, vielleicht mit einem starken Bild der Gemeinschaft im Kopf. Einem Bild der Hoffnung und der Kraft! Wir sind gehalten vom Zentrum der Geschichte, das in unserer Mitte lebt. Und wir dürfen gewiss sein: Es gibt ein Licht, das uns den Weg weist, auch wenn wir jetzt nicht alles sehn. Es gibt Gewissheit unsres Glaubens, auch wenn wir manches nicht verstehn.
Pfarrerin Susanne Knoch